Die Rolle von Beiräten in mittelständischen Familienunternehmen
Beiräte in mittelständischen Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Zukunft und Stabilität, indem sie externe Expertise und neue Perspektiven einbringen. Besonders in Familienunternehmen sind langfristige, vertrauensvolle Beziehungen und eine hohe fachliche sowie persönliche Kompetenz der Beiratsmitglieder von großer Bedeutung.
I. Rolle von Beiräten in mittelständischen Familienunternehmen
Mittelständische, eigentümergeführte Familienunternehmen machen einen großen Teil der privatwirtschaftlichen Unternehmen in Deutschland aus. Zu den wichtigsten Branchen, in denen die erfolgreichsten Familienunternehmen aktiv sind, zählen die Automobilzulieferindustrie, die Maschinenbauindustrie und der Handel.
In zahlreichen dieser Unternehmen übernehmen Beiräte vielfältige Aufgaben, da die Familienunternehmen nicht immer ausreichende oder passende interne Ressourcen haben, um sich umfassend mit allen Zukunftsthemen zu beschäftigen. In ihrer Rolle tragen Mandatsträger zur Perspektiverweiterung bei und helfen damit, blinde Flecken zu vermeiden, indem sie einen neutralen und objektiven Blick von außen einbringen. Sie bieten strategisches Sparring, beraten bei der Entwicklung von Geschäftsstrategien und bringen Expertise in Bereichen wie Transformation sowie Innovations- und Change-Management ein. So wundert es nicht, dass laut der Beiratsstudie 2025 74% der Gremienmitglieder davon überzeugt sind, dass ihre Rolle aufgrund des steigenden Transformationsdrucks infolge aktueller Trends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit in den nächsten fünf Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Gleichzeitig sind 86% der Befragten der Meinung, dass Beiräte für mittelständische und familiengeführte Unternehmen wichtig oder sehr wichtig für den Unternehmenserfolg sind.
Der deutsche Mittelstand, insbesondere Familienunter nehmen, stellt tendenziell andere Anforderungen an Beiräte als Konzerne an Aufsichtsräte. Familienunternehmen legen besonders großen Wert auf eine langfristige und vertrauensvolle Beziehung zu ihren Beiräten. Die Geschäftspolitik ist oft auf Generationen ausgelegt, was eine besondere Stabilität und Integrität erfordert. Beiräte in Familienunternehmen müssen daher nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch ein hohes Maß an Loyalität und Verbundenheit mit dem Unternehmen mitbringen.
II. Besetzung der Beiräte
Die Mandatierung von Beiräten erfolgt zumeist durch das persönliche Netzwerk der Unternehmer. So stammen Gremienmitglieder häufig aus dem Freundeskreis der Familie oder sind weitere Vertraute des Unternehmens wie Steuer und Bankberater oder Familienanwälte. Darüber hinaus konsultieren die Unternehmen für spezifische Themen regelmäßig den jeweiligen Branchenverband oder die IHK oder sie beauftragen eine externe Unternehmensberatung mitspezialisierten Kenntnissen.
Idealerweise vereint ein Beiratsgremium Experten, deren Fachkenntnisse komplementär zueinander sind. Die Mitglieder sollten nicht nur über entsprechende berufliche Erfahrungen auf C-Level verfügen (laut Beiratsstudie 86% der Befragten); sie sollten über eine solide fachliche Ausbildung hinaus auch und insbesondere Soft Skills mitbringen. Dazu zählen an vorderster Stelle Vertrauenswürdigkeit, strategisches und unternehmerisches Denken, Kommunikationsfähigkeit und Empathievermögen.
III. Arbeitsweise der Beiräte: Größe, Sitzungsfrequenz, Vergütung, Mandatszahl und Netzwerke
Die Beiratsstudie 2025 zeigt: Beiratsgremien bestehen typischerweise aus bis zu zehn– häufig drei bis sieben Mitgliedern, die über verschiedene Fachkenntnisse verfügen. Konkret entfallen auf die Kategorien „ein bis vier Mitglieder“ 47% und „fünf bis zehn Mitglieder“ 45% der Gremien. Große Gremien mit mehr als zehn Mitgliedern sind eher die Ausnahme (8 %)
Beiräte treffen sich in der Regel mehrmals im Jahr, um zeitnah die richtigen Impulse setzen zu können. Laut der Beiratsstudie 2025 halten 41% der Beiräte fünf oder mehr Sitzungen pro Jahr ab, während 42% drei bis vier Sitzungen und 17 % ein bis zwei Sitzungen jährlich durchführen. In der Schweiz sind es tendenziell mehr Sitzungen als in Deutschland oder Österreich, was auf die etwas anders gelagerte Verantwortung und Haftung zurückzuführen ist.
Laut Beiratsstudie 2025 variiert die Vergütung der Beiratsmitglieder und wird häufig als fixe Vergütung oder Sitzungsgeld gestaltet. Das Spektrum der jährlichen Vergütung ist dabei groß, wie Abb. zeigt. Auch diese Zahlen spiegeln den erhöhten Verantwortungs- und Haftungsumfang für Mandatsträger in Schweizer Gremien wider.
Beiratsmitglieder haben oft mehrere Mandate gleichzeitig. Wie die Beiratsstudie 2025 zeigt, haben 71% der Beiräte mehrere Mandate inne; durchschnittlich sind es, 2,7 Mandate. Die Vergleichswerte für Deutschland und Österreich sind hier einmal mehr geringer als für die Schweiz, da es in der Schweiz fast zwanzigmal so viele Aktiengesellschaften gibt wie in Deutschland und fast zweihundertmal so viele wie in Österreich, was dazu führt, dass – relativ gesehen -deutlich mehr Mandate zu besetzen sind.
Länderübergreifend sind 33% der Beiratsmitglieder, die an der Studie teilgenommen haben, in Netzwerken aktiv, was den Austausch von Wissen und Erfahrungen unter Mandatsträgern fördert und die Qualität der Beratung verbessert.
IV. Fazit
Beiräte spielen eine entscheidende Rolle in mittelständischen Unternehmen, insbesondere in Familienunter nehmen. Sie tragen zur Stabilität und Zukunftssicherung bei, indem sie externe Expertise und neue Perspektiven einbringen. Die richtige Besetzung und Arbeitsweise der Beiräte sind dabei entscheidend für ihren Erfolg. Der deutsche Mittelstand stellt besondere Anforderungen an Beiräte, die in besonderem Maße durch eine langfristige und vertrauensvolle Zusammenarbeit erfüllt werden.
Erschienen in «Der Aufsichtsrat» – Unabhängige Fachinformationen für Aufsichtsräte, Beiräte & Verwaltungsräte
22. Jahrgang, Ausgabe 6-2025
Beiräte in mittelständischen Familienunternehmen
Familienunternehmen stehen vor großen Herausforderungen, wenn es gilt, die Zukunft des Unternehmens abzusichern. Beiräte können entscheidend und erfolgreich dazu beitragen, dass Familienunternehmen mehr Stabilität und Kompetenz gewinnen. Dieser Beitrag beleuchtet die Rolle von Beiräten in mittelständischen Unternehmen, ihre Besetzung und Arbeitsweise sowie die spezifischen Anforderungen des deutschen Mittelstands. Als Basis dienen insbesondere die Ergebnisse der Beiratsstudie 2025, einer gemeinsamen Studie der CBS International Business School und des Netzwerks BoardFinder.
Befragt wurden 76 Mandatsträgerinnen und Mandatsträger aus der DACH-Region zu ihrer Tätigkeit in Beiräten, Aufsichtsräten sowie Verwaltungsräten.

zur Person
Prof. Dr. Oliver Austermann lehrt Strategie und Innovation anund Innovation an der CBS International Business School in Köln. Er ist Mitglied bei BoardFinder Deutschland.

zur Person
Prof. Dr. Rembert Horstmann lehrt Marketing und Vertrieb an der CBS International Business School in Köln und ist Gründungsmitglied bei BoardFinder
Deutschland.